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			Vier Fanclubmitglieder geraten ungewollt in 
			eine fantastische Welt. Sie haben einen Auftrag zu erfüllen und 
			treffen dabei auf drei Elben, die unterschiedlicher nicht sein 
			können. Die Handlung bringt neben den verschiedenen Elbenklassen und 
			deren Eigenheiten in Auszügen auch den altgermanischen Glauben und ein 
			Stück Geschichte der Vorzeit in die Erinnerung zurück.
 Zitat: ›Die Menschen haben verlernt, an Übersinnliches zu glauben und 
			dabei auch ihre Begabungen dafür eingebüßt. Nur noch wenige 
			glauben, dass sie die Fähigkeit für Außergewöhnliches besitzen‹
 
 
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					Für mich, für meine Freunde und für 
					alle anderen! 
					  
					
Hier ist mein Buch:
 
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  inst existierte dort, wo heute die Erde ist, ein gähnender Grund, 
			ein Nichts, eine graue Leere, bis ein Tropfen Wasser in diese Öde 
			fiel. Dem ersten folgte ein zweiter und dem hundertsten ein 
			weiterer, bis ein Meer voller Tropfen im Universum hing. Nur aus 
			Wasser bestehend und doch schon reich; das war die Erde im Altertum. 
			Lange Zeiträume, die man nicht ermessen kann, verstrichen und nichts 
			schien zu geschehen. Bald lag das Meer ruhig, dann wieder schäumte 
			es wild, aber niemand sah in die Tiefen und auf das, was dort 
			geschah. Nur Sonne und Gestirne wechselten in ihrer Wacht. Plötzlich brach etwas Unvorstellbares hervor. Große Landmassen, die 
			lange unter der Wasseroberfläche geschlummert hatten, erhoben sich 
			gewaltvoll aus dem Meer. Gleich gigantischen Riesen lagen sie auf 
			dem Rücken und rangen nun um die Vorherrschaft. Laurentia erhob sich 
			im Westen. Grönland erschien als ihr Kopf, Kanada als ihr Leib und 
			Teile von Schottland bildeten die Beine der Riesin. Von Osten kam 
			jedoch Baltica mit hoch erhobenem Haupt daher. Sie trug Skandinavien 
			selbstbewusst auf osteuropäischen Schultern.
 Die kleinste Riesin, fast noch ein Kind, war Ostavalonia. Kaum dass 
			sie auffiel neben den Giganten. Sie trug Norddeutschland und 
			Südgroßbritannien auf ihrem Bauch und geriet mitten zwischen die 
			Fronten. Als Laurentia und Baltica die kleine Ostavalonia zermalmen 
			wollten, rechneten sie nicht mit deren Widerstand. Tapfer kämpfte 
			die kleine Riesin gegen ihre großen Anverwandten und bewahrte die 
			ihr anvertrauten Länder so vor dem Untergang. Aber der Preis für die 
			Rettung des kleinen Festlandes war hoch, er forderte ihr Leben. 
			Laurentia vereinigte sich auf Kosten der kleinen Ostavalonia mit 
			Baltica und wurde zu der mächtigen Riesin Laurussia.
 Doch das Opfer von Ostavalonia war nicht umsonst. Norddeutschland 
			und Südgroßbritannien trotzten erfolgreich den auf sie eindrängenden 
			Fremdgebieten. Dort, wo die Kraft versagte, übernahm der Wille die 
			Gegenwehr und höher und höher wuchsen die Gebirge an diesen Stellen 
			der Kraftprobe.
 Machtvoll breitete und reckte sich die neue Riesin, in deren 
			Herzgegend sich unbemerkt das einstige Ostavalonia geschmuggelt 
			hatte. Zu klein, um die Riesin zu lenken, aber schlau genug, sich an 
			deren Lebensader zu laben, entging das kleine Festland jedem 
			weiteren Zusammenstoß mit den restlichen Landriesen. In einem 
			monströsen Akt vereinigten sich diese und gebaren die gigantische 
			Pangaea, Alleintragende der kompletten Erdenwelt.
 Indes, was so gewaltsam zusammengefügt wurde, kann niemals eins 
			miteinander werden. Zwist herrschte im Innern von Pangaea, viel 
			Uneinigkeit und Disharmonie. Mal verspürte die gewaltige Riesin 
			Kopfschmerzen, dann quälten sie wieder Übelkeit und Muskelkrämpfe. 
			Von allen Unbilden und Rangeleien verschont, blieb auch hier das 
			kleine Festland, auf dem Norddeutschland und Südgroßbritannien lag. 
			Gut hatte einst die kleine Riesin für die ihr anvertrauten Länder 
			gesorgt. Sie platzierte sie im Herzen der Welt und dort lagen sie 
			noch immer.
 Laurussia brach schließlich nach unsagbar langer Zeit ihre Zwangsehe 
			mit den anderen Landriesinnen. Das Zusammenleben war unerträglich 
			geworden und eine Scheidung blieb für alle der einzig mögliche Weg. 
			Die Trennung allerdings ging an Laurussia nicht spurlos vorbei. Von 
			Gram gebeugt, trieb sie einsam im Meer, bis sie innerlich zerbrach.
 Doch das Leben endet nicht mit dem Tod; in einer anderen Form geht 
			es weiter. Kein Ende ist so umfassend, dass es nicht auch einen 
			neuen Anfang in sich birgt. Das Zeitalter der Riesinnen ging zur 
			Neige und die Ära der sechs Kontinente begann. Die Erde erschien nun 
			wie eine Blume. Sie öffnete sich und blühte auf. Als Herzstück 
			diente Europa; einziger Kontinent mit anders lautender Initiale. 
			Reihum die fünf A-Kontinente; wie Blütenblätter reihten sie sich 
			auf. Europa glich einer Perle, eingefasst wie von Götterhand, 
			unglaublich schön und von großem Glanz.
 Herzstück im Herzen und Fruchtstand der Erdblüte bildeten noch immer 
			die beiden Länder von Ostavalonia. Doch während Südgroßbritannien 
			die alte Sehnsucht nach dem Meer ergriff, hielt Norddeutschland fest 
			an der unter Opfern erkämpften Lage. ›Reisende soll man nicht 
			aufhalten‹, besagt ein geflügeltes Wort und so trennte sich das 
			Schwesternpaar. Britannia schloss daraufhin einen Bund mit 
			Gleichgesinnten und stach in See. Germania hingegen blieb vor Ort 
			und ersetzte den Verlust durch neue Verbündete. Die bergigen Länder 
			nördlich der Alpen erwiesen sich als passend, obwohl sie einst von 
			einer anderen Riesin herangetragen wurden.
 Da lag sie nun und das Meer umspielte das schöne, gekrönte Haupt. 
			Beide Füße fest an die Alpen gedrückt und um die Taille ein Gürtel 
			aus glühenden Vulkanen – Germania, Sinnbild einer Göttlichen, 
			Schöpferin ihrer Völker, Walküre und Landesmutter zugleich.
 
 
  s war ein warmer Halbjahrstag, der Tag im Kalender, an dem die 
			zweite Hälfte des Jahres begann. Die Zeit schien reif für eine neue 
			Epoche zu sein. Die Tage der Götterdämmerung, in denen die meisten 
			der Asen starben, lagen weit zurück. Sie, die einst den Menschen und 
			andere Wesen erschufen, gab es nicht mehr. Niemand hauchte seither 
			einem neuen Geschöpf mehr Leben ein. Lange Zeitalter verstrichen ebenfalls, in denen der feurige Gürtel 
			um Germanias Taille endlich zur Ruhe kam. Fruchtbares Land bedeckte 
			alte Lavaflächen und ernährte eine üppige Pflanzenwelt. Da beschloss 
			die Landesherrin, den einsam auf ihr lebenden Menschen noch weitere 
			Geschöpfe zur Seite zu stellen. An diesem sommerlichen Vormittag 
			befand sie sich in ganz besonders romantischer Stimmung. Sie 
			blinzelte in das Sonnenlicht, sah den fliehenden Wolken nach und 
			lauschte dem Klang des Wildwassers.
 Gierig sog die Sonne das feine Nass zu sich herauf und übergab es 
			den Wolken. Dicker und höher türmten sie sich und ließen nur noch 
			zeitweise breite Sonnenstrahlen durch schmale Öffnungen hindurch. 
			Acht sonnige Bänder spannten sich nun zwischen Himmel und Erde. Sie 
			beflügelten die Phantasie der stolzen Landesherrin.
 Doch der aufkommende Wind ließ am Himmel keinen Stillstand zu und so 
			bemühten sich die dicken Strahlen, den fliehenden Wolken 
			hinterherzujagen. Gleich einem anfahrenden Karussell, drehte sich 
			nun die Strahlenschar und immer dann, wenn sie in eine wasserreiche 
			Gegend kamen, schillerten sie kurzzeitig in allen Regenbogenfarben. 
			Der Augenblick der Schöpfung nahte.
 
 
				
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					Das neue Wesen, so hörte man Germania sagen,sollte sein wie dieser Augenblick,
 leicht wie die Regenbogenfarben,
 rein wie das Wasser und hell wie das Licht.
 
 In ihrer Phantasie malte die Göttliche ein Wesen,
 menschengleich und doch wieder nicht.
 Schöner, klüger und aufrichtiger als diese,
 aber auch das reichte Germania noch nicht.
 
 Acht schimmernde Bänder,
 welch eine magische Zahl,
 denn keine Feder kann jemals finden,
 das Ende der Acht, kein einziges Mal.
 
 So sollte auch das Leben der Wesen
 endlos sein wie die Acht,
 der Freude, dem Tanz sollten sie sich widmen
 und dienen dem Frieden mit ihrer ganzen Macht.
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 cht wundervolle Geschöpfe besiedelten nun zusätzlich das Land, 
			golden wie die Sonne glänzte ihr Haar, strahlend blau wie das 
			Flusswasser ihre Augen. Hell schimmerte ihre Haut und ebenso hell 
			ihre Kleider im Spiel der Regenbogenfarben. Friedliebend sollten sie 
			sein und den schönen Künsten zugewandt. Sie entsprachen in vielem den Hellalfen, was Germania nicht ahnte. 
			Alfheim lag auf Island, dem nördlichsten Teil von Nordgermanien und 
			entging zur Götterdämmerung knapp, aber dennoch, der Zerstörung. 
			Niemand wusste von dem Weiterbestehen des Hellalfenreiches. Alle 
			glaubten an seinen Untergang und bis dorthin reichte Germanias Blick 
			nicht. In dem Glauben, alle schönen Dinge verloren zu haben, erschuf 
			die Göttliche ein neues Volk eigens für ihr Land.
 Schön wie das Volk, so sollte auch sein Name sein. Zuerst dachte 
			Germania an die mit Schnee bedeckten Gipfel der Alpen. Doch der 
			Schnee wirkte ihr zu kalt und das Wort ›Alpen‹ zu hart und so suchte 
			sie nach besseren Vergleichen. Dabei fiel ihr auf, allein die 
			Verbindung zum Wasser vollbrachte es, dass solch schillernder Glanz 
			die sonnigen Bänder durchdrang. Der Strahlenreigen hatte vermutlich 
			die klare Elbe ganz leise berührt und erst in der Vereinigung von 
			Wassertröpfchen und Licht färbten sich diese so liebreizend und 
			verschwenderisch schön. Das Wort ›Elbe‹, klang dabei schon 
			wesentlich weicher als die Alpen zuvor.
 Wie in den Naturschauspielen suchte Germania ebenso in Worten nach 
			dem passenden Vergleich. Ohne lange zu überlegen, fiel ihr dabei 
			›albus‹ ein. Dieses lateinische Wort traf vieles. Es stand für weiß 
			gekleidet, hell strahlend, Glück bringend und heiter. Treffender 
			konnte die Beschreibung nicht sein. Auf jeden Fall sollte auch 
			dieses Wort mit als Pate für die neuen Naturgeister stehen.
 Eine Kleinigkeit fehlte der Landesherrin zu ihrer Zufriedenheit 
			jedoch immer noch. In all den Dingen, die sie bislang erwogen hatte, 
			steckte kein einziger Funke Leben. Sie sah sich in der Tierwelt um 
			und suchte dabei nach etwas Edlem; hell musste es sein, nach 
			Möglichkeit anmutig und dem Wasser nicht abgeneigt. Schon fragte 
			sich die Göttliche, ob es auf germanischem Boden wohl solch ein Tier 
			gab, da fiel ihr Blick auf einen kleinen See. Ein Schwan hob sich 
			hell vor dichtem Ufergrün ab. Elbez hieß Schwan auf 
			Mittelhochdeutsch und der Ausdruck war treffend, wie auch der 
			Vergleich; elegant das Wesen, gleitend die Bewegung und strahlend 
			hell die gesamte Erscheinung.
 Spontan entschied sich Germania für den Schwan als Stammeszeichen 
			dieser neuen Geschöpfe, nur bei deren Namen konnte sie sich nicht 
			entscheiden. Schließlich legte sie fest, dass, entgegen aller Norm, 
			diese lichten Naturgeister zwei Namen tragen durften. ›Elben‹ im 
			allgemeinen Sprachgebrauch und im besonderen Althochdeutsch ›Alben‹, 
			beides sollte gleichermaßen richtig sein, und damit auch wirklich 
			kein Fremder diese sonnigen Wesen als Menschen ansah, erhielten sie 
			leicht gespitzte Ohrmuscheln und trugen jeweils nur vier Zehen an 
			jedem Fuß.
 Glücklich lehnte sich die Göttliche zurück und betrachtete ihre 
			allererste Schöpfung. Sie ahnte nicht, wie ähnlich ihre Elben den 
			Bewohnern von Alfheim sahen. Selbst einer der von ihr erwählten 
			Namen traf fast den ihren. Sei es aus Sehnsucht nach dem Verlorenen 
			geschehen, oder aus der ähnlichen Gestalt der Wesen heraus, es blieb 
			sich gleich. Eine andere Namensgebung träfe das Wesen dieser 
			strahlenden Geschöpfe nicht.
 Das neue Volk zeigte sich in vielem dem Menschen sehr ähnlich. 
			Allerdings würde kaum ein Mensch jemals so golden glänzende Haare 
			und so meerblaue Augen haben. Die auffallend helle Haut wäre nur 
			dann für einen Nichtelb möglich, wenn dieser sich ein Leben lang der 
			Sonne fernhielte. Allein die Elben sonnten sich sogar im Glanz der 
			Strahlen, ohne jemals das Weiß ihrer seidenen Haut zu verlieren.
 Alles in allem zeigte sich Germania sehr zufrieden. Äußerlich und 
			von seinen Wesenszügen her hatte sie nahezu perfekte Geschöpfe 
			erschaffen. Nur einen Makel besaßen diese Naturgeister. Wandernd wie 
			einst die Sonnenstrahlen, würden auch sie etwas unstet sein. Ein 
			weiteres Volk, ganz bodenständig, wäre als Ausgleich nicht schlecht. 
			Vielleicht noch etwas mehr dem Ernst verbunden und ebenso dem 
			Handwerk, des Germania hoch schätzte. Suchend schaute sie sich nach 
			einer entsprechenden Eingebung um, doch nichts von dem, was sie sah, 
			erfüllte ihre Vorstellung.
 
 
  er Halbjahrstag neigte sich schon dem Ende zu und die Sonne färbte 
			sich satt in ihr alltägliches Abendgewand. Mit goldenem Schleier 
			bedeckte sie damit das gesamte Germanenland. Dies Land war größer als Germania selbst. Es umfasste alle jene 
			Gebiete und Stämme, die sich selbst als zu diesen zugehörig 
			bezeichneten. Germanien begann nördlich der Alpen und erstreckte 
			sich in einem breiten Gürtel weit über Skandinavien hinaus bis nach 
			Island. Die schöne Landesherrin selbst lag in Südgermanien, doch sie 
			konnte unmöglich die anderen Länder benachteiligen. ›So soll es 
			sein‹, entschied Germania, ›die neuen Geschöpfe werden Teil all 
			dieser Gebiete sein.‹
 
 
				
	
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					Im Augenblick der Entscheidung fielein Tropfen Harz in einen Bach als Ziel.
 Da schwamm er nun, der änderliche Tropf,
 doch formten sich Gliedmaßen und ein Schopf.
 
 Es schien, als ob der Harztropf lebte,
 denn flüssig war der Bernstein noch,
 der sich mit jeder Welle regte,
 nur wahre Gestalt fehlte dem Wesen noch.
 
 Kein Zufall war es, Sinn hat’s gegeben
 was just in diesem Moment geschah.
 Ein zweiter Naturgeist erwachte zum Leben
 im Lande von Germania.
 
 Das Wesen sah dem Bernstein ähnlich,
 denn dessen Farbe trug Aug und Haar,
 der Glanz desselben, fast unmöglich,
 so formvollendet und wunderbar.
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 uch nach diesem Schöpfungsakt lehnte sich Germania wieder zurück. 
			Mit dem neuen Wesen zeigte sie sich ebenfalls auf das Höchste 
			zufrieden. Dabei fiel ihr allerdings die Ähnlichkeit desselben zu 
			den anderen Elben auf. Etwas unbedachte hatte Germania die annähernd 
			gleiche Gestalt vergeben, nur dass die einen mehr dem überaus 
			schlanken Sonnenstrahl glichen und die anderen eher dem sanft 
			geschwungenen, länglichen Harztropf. Zu ihrer Entschuldigung führte 
			die Landesherrin an, beide Naturwesen stünden jeweils mit Wasser und 
			Sonne in Verbindung, wenn auch die einen mit der hellen 
			Vormittagssonne und die anderen mit der goldwarmen Sonne des Abends. 
			Kurzerhand beschloss Germania aus diesem Grund, das zweite Geschöpf 
			ebenfalls den Elben oder Alben zuzuordnen. Glücklicherweise vergab 
			sie zu deren Unterscheidung einen etwas anders gearteten Charakter. 
			Hinzu kam die auffallend andere Tönung, die Letztere ausmachte. In 
			dem Braun ihrer Augen spiegelte sich der Bernstein ebenso wider wie 
			auf ihrem dunkleren Haar. Selbst ihre Haut schien sanft getönt zu 
			sein. Da Germania eine gerechte Landesmutter war und aus ihrer Erfahrung 
			heraus jeden Zwist vermeiden wollte, gab sie auch diesen Elben die 
			Gunst der Unsterblichkeit. Ebenso sollte das zweite Volk, so wie das 
			erste, zu acht auf germanischem Boden weilen. Es bekam zudem der 
			Ohren leicht gespitzte und einen fehlenden Zeh als Zeichen der 
			gleichen Rasse. Eine Sorge allerdings quälte die Göttliche noch, 
			beide Völker trugen denselben Namen. Deswegen setzte sie einfach das 
			Licht vor den einen Elb und das Harzdunkel vor den anderen.
 Stammeszeichen dieses farbigen Volkes konnte demnach nur der 
			schwarze Bruder des Schwanes sein, obwohl der in seiner Farbe den 
			goldenen Wesen nicht glich. Alle anderen Eigenschaften jedoch 
			symbolisierte der schöne Vogel vortrefflich.
 Da ergab sich für die Landesherrin ein neues Problem, die Frage nach 
			dem Wohnort für diese Völker. Schnell entschied sich Germania dafür, 
			die Harzdunkelelben in irdischen Höhlen und Felsklüften wohnen zu 
			lassen. Sie besaßen die handwerkliche Gabe, um sich solche Stätten 
			wohnlich und hell einrichten zu können.
 Die Elben des Lichtes hingegen sollten auf Erden weilen, in 
			naturreichen Gebieten zum Schutz derselben und des Landesfriedens. 
			Wegen der überwiegend ungeschützten Lage machte sie die Elben 
			unempfindlich gegenüber Naturunbilden und da sie über keinerlei 
			handwerkliche Fähigkeiten verfügten, schenkte Germania ihnen einen 
			Platz für ihre Treffen und Feste – einen prachtvollen Elbenpalast 
			inmitten dichter Wälder und verzweigter Wasserarme.
 Während dieser zeitaufwändigen Überlegungen brach die Nacht über das 
			Germanenland herein. Die Landesherrin fragte sich nun, ob nicht auch 
			diese Tageszeit einen ihr eigenen Naturgeist bekommen sollte.
 ›Ein Wesen der Nacht, wie müsste dies sein?‹, fragte sich ratlos die 
			Herrin. Aber während sie dachte, noch gar nicht formte, erschuf sie 
			es gänzlich ungewollt. Das dritte Geschöpf, bereits fertig noch vor 
			dem Entschluss, es je zu beleben, besaß weder Fähigkeiten noch 
			jegliche Schönheit. Diese hatte Germania schlichtweg vergessen und 
			säte damit sogleich die Missgunst auf die schönen Geschöpfe des 
			Tages. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte das unbändige 
			Wesen nicht selbstständig in den Schöpfungsakt eingegriffen.
 
  ogar in seiner Lebensdauer zeigte sich die Landesherrin 
			unschlüssig. Eines jedoch stand schon vorher fest; dieses Geschöpf 
			sollte keinesfalls unsterblich sein. Ungewollt bekam es leider ein 
			langes Leben, das es sich durch eine List erschlich. Einen vagen 
			Gedanken der Herrin ausnutzend, ergriff das unbändige Wesen diese 
			wertvolle Gabe und mit ihm drei weitere missratene Gefährten aus 
			nicht zu Ende gebrachten Überlegungen. Erschrocken hielt Germania inne, als sie sah, ihre Eingebung lebte. 
			Sehr dunkel und hässlich und unausgereift, nahezu grotesk, schlichen 
			sich vier schwarze Kleinelben mit abstehenden Spitzohren davon. Wie 
			den anderen, fehlte ihnen ebenso jeweils ein Zeh.
 ›Dem nur nicht folgen‹, dachte Germania und formte bewusst an den 
			weiteren sorgfältig herum. Doch so sehr sie sich auch mühte, das 
			Wesen zu richten, der dickköpfige Charakter ließ sich kaum noch 
			beeinflussen. Gestalt und Antlitz hingegen gelangen ihr halbwegs im 
			Nachhinein. Wenn man von der possierlichen Größe einmal absah, sahen 
			die letzten der Wesen recht menschenähnlich aus. Etwas klein und 
			pummelig zwar, zudem mit wildem Haar, aber wenigstens besaßen sie 
			dieses, während die ersten vier Wesen glatzköpfig geblieben waren.
 Leicht fiel es diesmal der Herrin, passende Namen für diese 
			Gestalten zu finden. Die ersten sollten Schwarzelben heißen, denn 
			sie entsprangen einer Mischung aus alten und neuen Gedanken. Doch 
			die folgenden fünf nannte sie ›Zwerge‹ zum Zeichen ihres Abstandes. 
			Niemand sollte sie je mit den Missratenen verwechseln müssen. Die 
			kleinen Erdgeister unterschieden sich von ihren Anverwandten nicht 
			nur in der hübscheren Erscheinung. Germania gab ihnen auch Wissen 
			und ein besonderes handwerkliches Geschick. Hinzu kam eine gehörige 
			Portion Witz und Humor, damit sie ihr Schicksal ertragen konnten.
 Da Germanias Schöpfungsakt gestört worden war, lag bei den 
			Nachtgeistern die Geschlechtsverteilung im Argen. Während bei den 
			Elbenvölkern des Tages die Männer und Frauen zu gleichen Teilen auf 
			Erden weilten, blieben die vier Schwarzelben allesamt männlich. Die 
			fünf Zwerge waren ursprünglich ebenfalls männlich gewesen, doch die 
			Landesherrin bemerkte hier noch rechtzeitig ihren Fehler. Das 
			Geschlecht nachträglich zu wandeln, machte Probleme und gelang ihr 
			nur bei dem letzten der Zwerge. Aus diesem Grund trug die 
			Zwergenfrau auffallend männliche Züge. Ihre Haare wuchsen extrem 
			dicht, wenngleich die Länge des Bartes nie über Stoppeln hinausging.
 Auch ein Stammestier wies die Göttliche den kleinen Erdgeistern zu 
			und fand sofort den richtigen Gefährten. Die kleine nachtaktive 
			Fledermaus, Bewohnerin der unterirdischen Stollen, schien wie kein 
			anderes geeignet dafür. Die Schwarzelben jedoch blieben wappenlos 
			als Strafe für ihr unmanierliches Benehmen.
 Der Zwerge Leben hatte, wie das der Fledermaus, vollkommen untertage 
			zu sein. Was Germania aber wieder nicht sorgfältig bedachte: Es gab 
			dort unten Schätze in großer Fülle. Diese entsprechend bearbeitet, 
			bargen gewaltige Kräfte und ausgestattet mit einem klaren Verstand, 
			würden die Zwerge sie zu nutzen wissen. Allein an jeder geschaffenen 
			Kostbarkeit hinge ein Fluch, wie sich später zeigen sollte.
 Die Missratenen hingegen, bar jeden Verstandes und jeden Geschicks, 
			verschluckte der Erdboden, noch bevor die Herrin des Landes sich 
			auch nur versah. Doch die Hoffnung, dass Dummheit sie hat fallen 
			lassen, erfüllte sich nicht. Geschaffen wie die Zwerge aus dem 
	
schwarzen Basalt der Vulkane, kehrten sie vorerst nur in das Innere 
			der Erde zurück.
 
 
  in Tag, der so gut und erfolgreich begonnen hatte, ging nun mit 
			sorgenvollen Gedanken der Herrin zur Neige. Ob wohl dereinst 
			gleichfalls den Göttern manch eine Schöpfung misslungen war? Schon 
			damals gab es dunkle und schwarze Elben im Land. Ebenso Zwerge, die 
			mal Elben und mal Zwerc genannt wurden. Üblen Charakter trugen vor allem die Schwarzelben und unschönes 
			Äußeres zudem. Germania fragte sich im Nachhinein, wie konnte das 
			damals bei den Göttern geschehn?
 War dies gewollt oder glitt auch ihnen der Schöpfungsakt aus der 
			Hand? Niemand kann es mehr sagen, denn die Asen, sie starben und gar 
			niemand vermag es, Wotan’s Geist zu befragen.
 
 
  ie wieder, so schwörte Germania, würde sie es wagen sich zu 
			betätigen wie an diesem Tag. Ihr Blick ruhte fortan nur prüfend auf 
			Land und Leuten und dem, was sich in Zukunft hier abspielen mag. Auch Neuankömmlinge bemerkte sie schließlich, doch diese kamen von 
			anderswo her. Einen Fehler beging man lieber nicht wieder, am besten 
	wirklich nimmermehr.
 
 
 Zukunftsreime
 
 Von allen Geschöpfen sind es die Elben, des Lichtes und der 
			Harzdunkelheit, die sich nicht ändern, da einmal geschaffen für 
			immer und die Ewigkeit.
 
 Nur wenn ein fremd Wesen durch Vermählung kommt in die Reihen, dann 
			änderst die Art; kann sein die Farbe, kann sein die Begabung, kann 
			auch sein die Eigenart.
 
 Sie, die Unsterblichen, leben noch immer, wenn niemand ihnen zu nahe 
			kam. Tödlich verletzt oder mit gebrochenem Herzen, stirbt selbst ein 
			unsterblich Elb vor Gram.
 
 Jedoch die Possierlichen, erweckt vor Vollendung, deren Leben nicht 
			ewiglich währt. Die können sich ändern oder entwickeln, je nachdem, 
			wie man dort verfährt.
 
 Die Generationen folgen dort schnelle, was sie auch bringen, wir 
			werden es sehn. Auch die Gesinnung kann sich noch ändern, weil der 
			Lücken gar viele im Charakter bestehn.
 
 Auf wen sie auch treffen, der wird entscheiden, in welche Richtung 
			sie weiterhin gehn. Hoffentlich wendet sich alles zum Guten, damit 
			uns nicht wird noch das Lachen vergehn.
 
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